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01. November 2006
Bahnunfall Obervellmar
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 02:46 Uhr wurden die Vellmarer Kameraden unsanft von ihren Funkmeldeempfängern geweckt. Die ungewöhnliche Durchsage bei der Alarmierung lautete „Bahnunfall mit Gefahrgut, Bahnhof Obervellmar.“
Umgehend machten sich die Kameraden auf den Weg ins Feuerwehrhaus um die Fahrzeuge zu besetzen.

Bereits auf der Anfahrt zur Einsatzstelle teilte uns die Leitfunkstelle Kassel mit, dass die betroffene Bahnstrecke stromlos geschaltet wurde und somit von dieser Seite her keine Gefahr für die Einsatzkräfte mehr bestehe.

Kurz darauf hatte das erste Fahrzeug Ankunft an der Einsatzstelle wenige hundert Meter hinter dem Bahnhof Obervellmar.
Den Kameraden bot sich folgendes Bild: Eine rote E-Lok war mit einer blauen Diesellok frontal zusammengestoßen. Die E-Lok, die 22 Gefahrgutwagons gezogen hatte stand entgleist zwischen den Schienen. Der Frontbereich war stark eingedrückt. In der Lok befand sich noch eine verletzte Person, die sich nicht selbstständig befreien konnte.
Die Diesellok stand in einem Winkel von ca. 30 Grad auf einige Wagons gedrückt und hatte Kontakt mit den Oberleitungen. In dieser Lok befanden sich zwei verletzte Personen.

Die primäre Aufgabe der Feuerwehr galt zunächst der Rettung des Zugpersonals. Über Steckleiterteile wurde sich Zugang zu der roten E-Lok verschafft und der verletzte Bahnmitarbeiter gerettet und anschließend der Notärztin vorgestellt.
Auch bei der blauen Diesellok wurden Steckleiterteile in Stellung gebracht um sich Zugang zum Fahrstand zu verschaffen. Da eine der verletzten Personen über starke Rückenschmerzen klagte, wurde er noch im Fahrstand von der Notärztin untersucht. Nach einer Absprache mit der Ärztin wurde schließlich auch diese Person über die Steckleiter gerettet.
Da noch immer große Mengen an Dieselkraftstoff austraten und die Brandgefahr recht hoch war, wurde bereits während der Rettungsarbeiten die Einsatzstelle großflächig eingeschäumt.

Die nachrückenden Fahrzeuge aus Vellmar hatten zunächst die Aufgabe das Areal auszuleuchten und die Gefahrgutwagons auf Undichtigkeiten zu untersuchen.
Glücklicherweise konnte keine Undichtigkeit entdeckt werden.

Mittlerweile war der mitalarmierte Gefahrgutzug des Landkreises Kassel an der Einsatzstelle eingetroffen. Das weitere Vorgehen wurde zwischen dem örtlichen Einsatzleiter und der Einsatzleitung des Gefahrstoffzugs abgesprochen.

Wie sich mittlerweile herausstellte waren die Gefahrstoffwagons glücklicherweise leer, allerdings noch nicht gereinigt, so dass noch immer eine Restmenge des Stoffes in den Wagons vorhanden war.
Die auf den Warntafeln angegebene Stoffnummer verwies lediglich auf 111 mindergiftige Stoffe. Erst im laufe des Einsatzes stellte sich heraus, dass es sich um Steinkohleteer handelte, welcher unter anderem die Eigenschaften „umweltschädlich und krebserregend“ aufweist.

Als nächster Schritt wurde die Einsatzstelle großflächig gegen die immer größer werdende Menge an Schaulustigen abgesichert. Dabei wurden die Kameraden durch Einheiten der Polizei unterstützt.

Um die Züge gegen Umfallen und verrutschen zu sichern wurden mehrere Seilwinden eingesetzt.

Da das Schadensereignis auf großes Interesse seitens der Bevölkerung stieß, rückten nun auch die ersten Kamerateams und Reporter von diversen Sendern und Zeitungen an. Die Kamerateams wurden von zwei Pressesprechern betreut und durch, für die Presse freigegebene Bereiche, der Einsatzstelle geführt.

Gegen 7.00 Uhr morgens, als die Einsatzkräfte bereits seit über vier Stunden im Einsatz waren, konnten die ersten Kräfte ausgelöst werden.

Nach einer weiteren Lagebesprechung zwischen dem Einsatzleiter der Feuerwehr, einem Mitarbeiter der Bundespolizei und Fachkräften der Deutschen Bahn AG stand fest, dass vorerst nichts weiter getan werden konnte, ausser den Brandschutz aufrecht zu halten und die Loks weiterhin mit den Winden zu sichern, bis zwei spezielle Krane der Deutschen Bahn an der Einsatzstelle eingetroffen seien.
Die Krane, die aus dem südhessischen Raum angefordert waren, bräuchten allerdings einige Zeit bis sie an der Einsatzstelle seien.

Weiteres Feuerwehrpersonal konnte somit vorerst aus dem Einsatz entlassen werden. Lediglich eine Löschgruppe blieb für die Sicherstellung des Brandschutzes vor Ort.

Es stellte sich allerdings heraus, dass der Fahrstand der roten E-Lok zu weit auf die anderen Gleise ragte und somit die Krane nicht in Stellung gebracht werden konnten. Somit wurde begonnen mit dem neu erworbenem Plasmaschneidgerät der Feuerwehr Vellmar Teile des Fahrstands zu entfernen.

Gegen 15.00 Uhr trafen die beiden Krane schließlich ein. Allerdings ragten Teile der roten Lok noch immer zu weit auf die anderen Gleise. Gegen 16.00 Uhr waren auch die restlichen Teile mit Hilfe des Plasmaschneidgerätes entfernt worden, so dass die Krane in Position fahren konnten
Nun wurde erneut das eingesetzte Personal der Feuerwehr gegen mittlerweile wieder ausgeruhte Einsatzkräfte ausgetauscht.

Die Aufgabe der Feuerwehr beschränkte sich nunmehr lediglich auf die weitere Sicherstellung des Brandschutzes.

Gegen 18.00 Uhr, als die beiden Krane die blaue Diesellok anhoben und diese sich bereits einige Meter in der Luft befand riss eines der Sicherungsseile des Kranes und die Lok landete mit einem lauten Knall nur ein paar Meter von den Einsatzkräften entfernt wieder auf dem Gleisbett. Diesmal allerdings auf der Seite liegend.
Verletzt wurde dabei glücklicherweise niemand.

Da bei dem Sturz nun der Tank so unglücklich verzogen wurde, dass man die Lok nicht wieder wie geplant auf die Gleise stellen konnte, mussten erneut die Einsatzkräfte der Feuerwehr tätig werden.

Mittels der Seilwinde des Rüstwagens wurde der Tank teilweise aus der Lok gerissen.

Nun konnte die Lok endlich wieder mit Hilfe der Krane auf die Gleise gestellt werden.

Gegen 19.00 Uhr entschied der Einsatzleiter der Deutschen Bahn , dass kein Brandschutz mehr von Nöten sei. Somit konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehr wieder einrücken.

Insgesamt waren bei diesem Einsatz über 40 Einsatzkräfte und sechs Fahrzeuge der Feuerwehr Vellmar, ca. 20 Einsatzkräfte und fünf Fahrzeuge des Gefahrstoffzuges, das DRK Vellmar mit einem Fahrzeug, 4 Rettungswagen, 1 Notarzteinsatzfahrzeug, 2 Fahrzeuge des Polizeireviers Nord, 3 Fahrzeuge der Bundespolizei, 2 Bahnmanager, Fachpersonal der unteren Wasserbehörde, Brandschutzaufsichtsdienst, Kräfte des Bauhofs der Stadt Vellmar, diverse Medien, sowie der Bürgermeister der Stadt Vellmar im Einsatz
Der Einsatz endete für die letzten Einsatzkräfte der Feuerwehr Stadt Vellmar nach 17 Stunden.
Ausgerückte Fahrzeuge:

ELW 1 (a.D.)

LF 16/12

LF 16

TLF 16/25

RW 1

MTW
 
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